Wie tickt der Mann, wenn es um seinen Körper geht? -Ergebnis einer Studie- (Teil 3)

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Wir haben in den letzten Monaten (12.01.17 – 28.02.17) eine Untersuchung zur Beeinflussung der männlichen Geschlechterzufriedenheit durch Musikvideos, die den Mann objektifizieren d.h. als Sexobjekt darstellen. Nun möchten wir gerne das Ergebnis darlegen.

Inhalt:

Sexualisierte Darstellung in Musikvideos

Wir kennen alle die vielen Musikvideos auf YouTube, in denen Frauen und auch Männer sexualisiert dargestellt werden und die möglicherweise auch anregend/erregend auf die Rezipienten wirken sollen. Ein Beispiel aus der nahen Vergangenheit ist das Video M.I.L.F. $ (Money) der Künstlerin Fergie, in dem viele Zweideutigkeiten und viele platte Körperflüssigkeitsmetaphern gezeigt werden. Meist werden in Musikvideos Frauen sexualisiert dargestellt, so auch im eben genannten Video.

Doch: Was passiert, wenn Männer sexualisiert dargestellt werden? Und welche Auswirkungen hat die objektifizierende Darstellung von Männern in Musikvideos auf männliche Körper- und Geschlechterzufriedenheit?

Mit Hilfe einer Online-Umfrage und einem kleinen Experiment wollten wir dem Ganzen auf den Grund gehen klären. Das Experiment sah folgendermaßen aus:

Wir haben ein neutrales Video, eine Video welches Frauen objektifiziert und ein Video welches Männer objektifiziert in einen Online-Fragebogen eingebettet. Je ein Video wurde per Zufall einem Befragten vorgespielt. Die zu befragenden Männer haben wir in den sozialen Netzwerken (z.B. Facebook) rekrutiert.

Das sagen die Befragten zu sexualisierten Darstellungen in Musikvideos

Wir konnten 50 Männern einmal genauer befragen, wie sie zu sich und ihrem Körper stehen. Zusätzlich wollten wir von unseren männlichen Befragten wissen, wie kritisch sie den gezeigten Musikvideo gegenüberstehen.

Die Männer, die wir erreichen konnten, sind zwischen 20 und 69 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt liegt bei ca. 23 Jahren. Es sind vor allem Befragte mit Abitur und Hochschulabschluss. Entsprechend kritisch sind die Teilnehmer auch in Bezug auf Aspekte der Medienrezeption. Sie sind sich zum Beispiel bewusst, dass die Akteure in den Videos durch Schminke oder andere Tricks verschönert wurden. Blicken also durchaus kritisch auf die Musikvideos.

Wie empfinden Männer ihren Körper?

Im Rahmen unserer Untersuchung verwendeten wir Fragen zur Körperform aus dem Body Shape Questionnaire (BSQ). Diese Fragen sollten uns bei der Ermittlung des Einflusses des Musikvideos auf das Körpergefühl der Befragten unterstützen.

Wir erinnern uns an unsre erste Vermutung aus Teil 2 🙂 :

Durch die objektifizierende Darstellung von Männern erhöht sich die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper bei den Teilnehmern.

Die Teilnehmer stimmen Aussagen wie Ich schäme mich für meinen Körper eher zu, wenn sie ein Video sehen, in dem Männer objektifiziert werden im Vergleich zu dem Video, in dem Frauen objektifiziert werden. In der vorliegenden Stichprobe (alle Männer, die wir befragen konnten) kann der Effekt zu 8% von dem Musikvideo erklärt werden. Wir können also für unser Forschungsprojekt den Satz formulieren:

Die objektifizierende Darstellung von Männern erhöht die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. 

Wann ist ein Mann ein Mann?

Welche typischen männlichen Eigenschaften schreiben sich unsere Probanden zu?

Unsere zweite Vermutung aus Teil 2:

Durch die objektifizierende Darstellung von Männern nehmen sich die Befragten selbst als weniger männlich wahr.

Der sogenannte Bem Sex-Role-Inventory (BSRI) ergab folgendes:

Wir nutzen die Varianzanalyse zur Überprüfung unserer Vermutung und können feststellen, dass nachdem die Teilnehmer das Video gesehen haben. Die Mittelwerte sind höher, nachdem die Teilnehmer das Video gesehen haben, das Männer objektifiziert, als wenn sie ein Video sehen, in dem Frauen objektifiziert werden. Der Effekt läuft also nicht in die vermutete Richtung, die Vermutung muss abgelehnt werden.

Kritischer Blick auf Musikvideos

Wie kritisch bewerten die Probanden die gezeigten Musikvideos?

Die befragten Männer (n=43) stehen den gezeigten Videos eher kritisch gegenüber. Besonders der Aussage Die Personen im Video wurden durch Schminke und andere Tricks verschönert wird zugestimmt.

Fazit

In unserem Forschungsprojekt konnten wir zeigen, dass die objektifizierende Darstellung von Männern in Musikvideos durchaus eine Auswirkung auf die Wahrnehmung der eigenen körperliche Zufriedenheit im Rahmen des BSQ hat.

Wir können zusammenfassend festhalten, dass Männer sich in ihrem Körper weniger wohl fühlen, wenn sie ein Video sehen, in dem Männer verstärkt als Objekte dargestellt werden. Und genau wie Frauen verspüren Männer einen gewissen Druck, ihren Körper zu verändern.

Für das männliche Selbstgefühl gilt dies nicht. Die Ursache dafür kann bei unseren recht jungen Befragten liegen. Es sich also um stärker tiefere Wesenszüge handelt als die Körperwahrnehmung, die möglicherweise stärkeren situativen Faktoren unterliegt.

Das Forschungsprojekt konnte einen ersten Schritt dahingehend tun, die männliche Körper- und Geschlechterzufriedenheit zu untersuchen und den Fokus einmal verstärkt auf das vermeintlich starke Geschlecht zu lenken.

Denn zu häufig liegt der empirische Fokus im Rahmen der Genderstudies auf der Frau. Mit unserem Forschungsprojekt haben wir also eine Schwerpunktverlagerung initiiert. Unsere Ergebnisse unterstützen die Annahme, dass auch Männer nicht frei sind von medialer Beeinflussung. Um die Ergebnisse zu festigen und belastbarer zu machen, sollte dieses oder ein ähnliches Design mit einer größeren Stichprobe wiederholt werden. Wir hoffen auf Folgeforschung 🙂

Wie im Fragebogen versprochen, erhält der Tierschutzsverein Hannover e.V. eine Spende von uns.

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